Was kann ich tun?
Du möchtest dich fortbilden und engagieren? Hier findest du Vorschläge für eine deine rassismuskritische Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart. Bücher, Selbstorganisationen und Vereine helfen dir dabei! Du hast selbst eine rassismuskritische Initiative oder hast eine Idee, welcher Verein auf unserer Seite noch fehlt? Schreib’ uns gerne über Instagram (@history.in.black).
Bücher
Für Partizipation und Teilhabe ist die theoretische Grundlage für Rassismuskritik unbedingt erforderlich. Hier findet ihr eine Auswahl rassismuskritischer Bücher, die vom sanften Einstieg in die Selbstreflexion bis hin zur empowernden Aufarbeitung Schwarzer Geschichte und Gegenwart reichen.
Tupoka Ogette: Exit Racism
Exit Racism ist eines der einflussreichsten Werke der deutschsprachigen Rassismuskritik der letzen Jahre. Das Buch richtet sich vor allem an weiße Leser*innen, die von Ogette durch verschiedene Stationen der rassismuskritischen Auseinandersetzung geführt werden, um konkrete Handlungsoptionen zu entwickeln. Historische Einordungen, persönliche Reflexionen und die Erklärung zentraler Begriffe bieten einen idealen Einstieg für alle, die liebevoll dabei begleitet werden wollen, sich rassismuskritisches Wissen anzueignen und solidarisch zu handeln.
Ogette, T. (2017): Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen, Münster: Unrast. (Auch als Podcast bei Spotify etc. verfügbar.)
Marion Kraft: Kinder der Befreiung
Der Sammelband eröffnet Raum für Stimmen, die in der deutschen Nachkriegsgeschichte lange marginalisiert wurden. Er enthält wissenschaftliche, autobiografische und literarische Beiträge, die zeigen, wie Rassismus und Ausgrenzung das Leben Schwarzer Deutscher, die nach 1945 als Kinder von amerikanischen Besatzungssoldaten und deutschen Frauen geboren wurden, prägten, aber auch, welche transatlantischen Verbindungen, widerständige Praxen und empowernde Netzwerke daraus entstanden.
Kraft, M. (2015), (Hg.) et al.: Kinder der Befreiung. Transatlantische Erfahrungen und Perspektiven Schwarzer Deutscher der Nachkriegsgeneration, Münster: Unrast.
May Ayim: Farbe bekennen
Das Buch beruht auf dem Pionierwerk von 1986, das bis heute zentral für die afro-deutsche FLINTA* - Bewegung ist. Wissenschaftliche Beiträge, Interviews und literarische Texte eröffnen den Blick auf rassismuskritische, feministische Perspektiven, die den intellektuellen Auftakt bieten zu einer transformierenden, über Generationen hinweg wirkenden Entwicklung und Festigung des politischen (Selbst-)Bewusstseins.
Ayim, M. (Hg.) et al. (2020): Farbe bekennen. Afro-Deutsche Frauen auf den Spuren ihrer Geschichte, Berlin: Orlanda Buchverlag UG.
Katharina Oguntoye: Schwarze Wurzeln - Afro-deutsche Familiengeshcichte von 1884 bis 1950
Oguntoye schließt mit diesem zentralen Standardwerk afro-deutscher Geschichte eine bisher weitgehend ignorierte Lücke in der deutschen Geschichtsschreibung. Die historische Arbeit verbindet klassische Archivforschung mit Interviews und persönlichen Überlieferungen, die thematisch den Bogen spannen von kolonialen Lebensrealitäten Schwarzer Menschen bis hin zu gewaltvollem Unrecht, das während des Nationalsozialismus an ihnen verübt wurde. Oguntoyes Buch ist ein unverzichtbares Referenzwerk deutscher Geschichte, das in der wissenschaftliche Lehre nicht fehlen darf. Darüber hinaus ist es ein fundamentaler Beitrag zu rassismuskritischem Geschichtsbewusstsein. Innerhalb von Schwarzen Communities können damit notwendige transgenerationale Verarbeitungsprozesse, wie sie bereits von May Ayim angestoßen wurden, begonnen oder fortgeführt werden.
Oguntoye, K. (2021): Schwarze Wurzeln. Afro-Deutsche Familiengeschichten von 1884 bis 1950, Berlin: Orlanda Buchverlag UG.
Evein Obulor: Schwarz wird groß geschrieben
Die gesammelten Beiträge von FLINTA* in diesem Buch sind facettenreich und heterogen. Sie reichen von Essays über Erfahrungsberichte bis hin zu Gedichten. Dabei werden Themen wie Colorism, Privilegien, Selbstbehauptung, Liebe und diskriminierende Strukturen innerhalb und außerhalb Schwarzer Communities reflektiert. Der Sammelband ist ein starkes kulturelles und politisches Statement zu Fragen von Identität und Schwarzsein und ist eine bewusste Fortsetzung und Erweiterung afro-deutscher Literaturtradition. Die Texte sind als Empowerment für Schwarze Communities gedacht. Dennoch kann der Sammelband auch Lektüre für weiße Leser*innen sein, die bereit sind, zuzuhören.
Obulor, E. (Hrsg.). (2021): Schwarz wird großgeschrieben, 1. Auflage, München: &Töchter.
Vereine und Organisationen
Zahlreiche Vereine und Initiativen widmen sich der rassismuskritischer Bildungsarbeit, darunter befinden sich auch viele Selbstorganisationen. Hier findest du eine Auswahl community-basierter Organisationen, bei denen du dich engagieren kannst.
Black History in Baden-Württemberg
Black History in Baden Württemberg ist eine Initiative, die seit 2020 daran arbeitet, die kritische Aufarbeitung der Deutschen Kolonialgeschichten und eine anti-rassistische Lehre zu festen Bestandteilen der institutionellen Bildungsarbeit zu machen. Ins Leben gerufen wurde die Initiative von Samrawit Araya, Teresa Heinzelman und Yasmin Nasrudin. Teil ihrer ehrenamtlichen Arbeit ist es unter anderem, Vorträge und Workshops in Schulen, Universitäten, Museen, oder stadtpolitischen Veranstaltungen zu geben. Seit 2023 initiierten sie außerdem regelmäßig universitäre Tagungen zu anti-rassistischer Bildungsarbeit.
Side by Side Nordhessen / Blind Spots in the Sun
Side by Side Nordhessen ist eine Projektinitiative von Anti-Rassismus-Aktivist*innen, die durch ihre Arbeit Perspektiven Schwarzer Menschen in Deutschland sichtbar macht. Ihr Instagram-Kanal legt rassistische Strukturen in Hessen und Deutschland offen und setzt sich durch Initiativen und kritische Bildungsbeiträge aktiv gegen Rassismus ein. Ruth Hunstock ist Aktivistin bei Side by Side Nordhessen und Blind Spots in the Sun. Blind Spots in the Sun ist eine Reihe von Kunstinterventionen, die sich mit Kolonialismus, kollektivem Gedächtnis und Rassismus in Deutschland beschäftigen und insbesondere Leerstellen aufdecken. Die Arbeit von Ruth Hunstock und den beiden Initiativen erreichte unter anderem, dass die zwei gewaltvollsten anti-Schwarzen-rassistischen Fremdbezeichnungen von der Stadt Kassel als rassistisch anerkannt wurden und geächtet werden.
EmpowerKids
EmPowerKids ist eine Gruppe von Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Kindern im Alter bis ca. 10 Jahren, die von den Eltern und Bezugspersonen dieser Kinder hessenweit organisiert wird. Die Eltern und Bezugspersonen der Kinder vertreten ihre Interessen und unterstützen sie bei ihrem Empowerment. Sie machen außerdem auf ihre strukturelle Benachteiligung aufmerksam, arbeiten auf die Durchsetzung ihrer Rechte hin und leisten anti-rassistische Bildungsarbeit.
Afrokids
Afrokids ist ein gemeinnütziger Verein, der seit 1993 zu einer Reihe von Themen wie Jugendpartizipation, rassismuskritische Bildungsarbeit und Fluchtursachenbekämpfung arbeitet. Der Verein wurde von Menschen gegründet, die aus dem Globalen Süden nach Deutschland migrierten und ist international vernetzt und organisiert. Der Verein arbeitet mittels eines Austausches auf Augenhöhe an der Aufhebung der rassistischen globalen Ungerechtigkeiten zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden.
Anton de Kom
Anton de Kom ist eine niederländische Stiftung, die von den Kindern von Anton de Kom 1985 gegründet wurde. Ein Ziel ist es, die Arbeit von Anton de Kom sichtbar zu machen und seine anti-rassistischen Ideen zu verbreiten. Cornelis Gerhard Anton de Kom war Antikolonialist, Autor und Widerstandskämpfer und wurde 1898 kurz nach der offiziellen Abschaffung der Sklaverei in Surinam geboren. Seine Familie mütterlicherseits lebte teilweise in der Sklaverei. Inspiriert durch die Geschichten seiner Familie sowie seinen eigenen Erfahrungen setzte er sich für dekoloniale Kämpfe in seiner Heimat ein. Dafür wurde er schließlich kriminalisiert und 1933 von niederländischen Behörden für drei Monate verhaftet. Anton de Kom wurde während des 2. Weltkrieges nationalsozialistisch verfolgt und verstarb 1945 im Konzentrationslager Neuengamme. Neben der rassismuskritischen Bildungsarbeit setzt sich die Stiftung auch für eine Anerkennung des ihm widerfahrenden Unrechts ein.