Rassismuskritisches Glossar

A

Was bedeutet “afro-deutsch”?

Der Begriff “afro-deutsch” entstand 1986 und bezeichnet Schwarze Deutsche afrikanischer Herkunft. Der Begriff bezieht sich auf Personen mit bi-kultureller Herkunft und deutscher Sozialisation. Diese heterogene Personengruppe wird meist durch Folgendes vereint: Die deutsche Staatsangehörigkeit, eine überwiegend deutsche Sozialisation und der Bezug zu einer afrikanischen oder afrikanischstämmigen Kultur.

B

Was bedeutet “BIPoC”?

BIPoC ist eine Abkürzung aus dem Englischen für Black People, Indigenous People and People of Color. Die Verwendung des Begriffs hat ihren Ursprung in der Black-Power-Bewegung in den USA Ende der 1960er Jahre und zielt darauf ab, die unterschiedlichen Gruppen, welche Rassismus erfahren, zu vereinen, um so Kräfte zu bündeln und gemeinsam gegen Rassismus zu kämpfen.

H

Was ist “Happyland”?

Ein Begriff aus dem Buch Exit Racism von Tupoka Ogette. Beschreibt den inneren Zustand, in dem viele weiß gelesene Menschen leben, bevor sie sich kritisch mit Rassismus auseinandersetzen. In Happyland gilt: “Rassistisch ist, wer schlecht ist” – und nicht das, was rassistische Wirkung hat. Kritik wird als persönlicher Angriff empfunden, nicht als Einladung zur Reflexion.

I

Menschen mit Internationaler (Familien-)Geschichte

Rassismusforscher und Sozialwissenschaftler Karim Fereidooni, der den Ausdruck mehr und mehr etabliert, schlägt folgende Definition vor:

“Menschen, die familiäre, kulturelle und/oder biografische Bezüge ins Ausland aufweisen.”

Der Begriff berücksichtigt, dass nicht alle Menschen mit internationaler Familiengeschichte selbst eingewandert sind. Beispielsweise leben in Deutschland BIPoCs seit mehr 400 Jahren.

Was ist “Intersektionalität”?

Beschreibt das Zusammenspiel mehrerer sozialer Kategorien – z. B. Geschlecht, sexuelle Orientierung, race, Be_hinderung, Alter, soziale Herkunft oder Gesundheit. Diese Kategorien können sich überschneiden und je nach Kontext zu Diskriminierung und/oder (De-)Privilegierung führen. So entstehen komplexe Formen sozialer Ungleichheit.

O

Othering

Othering beschreibt Ausgrenzungs- und Zuschreibungsdynamiken, bei denen Menschen “zu anderen gemacht” werden. Damit wird gleichzeitig die vermeintliche Abweichung von einer angenommenen Norm unterstellt. Othering hat ernsthafte Folgen in Form von Entmenschlichung, Verfolgung und der Einschränkung von (Menschen-)Rechten.

R

Was ist Rassismus?

Rassismus ist eine Ideologie von Herrschaft und Dominanz. Sie stabilisiert die ungleiche Verteilung von Macht, Privilegien und Ressourcen – zugunsten einer weißen Mehrheitsgesellschaft

Er wirkt auf drei Ebenen:

S

“Schwarz” wird großgeschrieben

Durch die Schreibweise wird verdeutlicht, dass es sich hier nicht um eine reelle Eigenschaft handelt, sondern um ein gesellschaftliches Konstrukt. Es ist ein politischer Begriff, der identitätsstiftend wirkt und kollektive Diskriminierungserfahrungen in sich bündelt. Der Begriff ist somit eine Selbstbezeichnung des Widerstandes.

Struktureller Rassismus

Struktureller Rassismus beschreibt historisch gewachsene Machtverhältnisse, die seit dem Kolonialismus in unserer Gesellschaft verankert und verfestigt sind. Sie haben bewusst und unbewusst Einfluss auf Individuen und Institutionen. Das bedeutet, dass wir alle der rassistischen Sozialisierung unterliegen. Sind wir uns dessen bewusst, können wir Strukturen verändern und die Effekte des strukturellen Rassismus, die sich in der ungleichen Ressourcenverteilung auf politischer, sozialer, ökonomischer und finanzieller Ebene zeigen, ausgleichen.

U

UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat die “UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft” ausgerufen. Alle Mitgliedstaaten - darunter auch Deutschland - sind aufgerufen, die Rechte und die Anerkennung Menschen afrikanischer Herkunft zu fördern, Diskriminierung und Rassismus zu bekämpfen.

W

Warum wird “weiß” kleingeschrieben?

Der Begriff “weiß” bildet kein soziokulturelles Gegenstück zum Widerstand, der durch das Großschreiben von Schwarz ausgedrückt wird. Es handelt sich ebenfalls um ein Konstrukt, welches jedoch eine Machtposition zum Ausdruck bringt, die mit Privilegien einhergeht. Als Analysekategorie wird der Begriff deshalb kursiv und klein geschrieben.

Was bedeutet “weiße Fragilität”?

Begriff, der durch US-Soziologin Robin DiAngelo definiert wurde. Beschreibt, wie weiß gelesene Menschen emotional reagieren können, wenn sie auf Rassismus, eigene Privilegien oder diskriminierende Strukturen hingewiesen werden. Gefühle wie Abwehr, Wut oder Verletztheit lenken dann oft vom eigentlichen Thema ab – und verschieben den Fokus weg von Betroffenen hin zur Perspektive der weißen Mehrheitsgesellschaft.